HISTORY
Repression gegen Religions-Kritiker
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Athener Todesurteile wegen Asebie (Gottlosigkeit):
ca. 434 v.u.Z. Weil er die Stadtgötter leugnet, wird der Philosoph Anaxagoras in Athen wegen "Gottlosigkeit" verurteilt, worauf üblicherweise die Todesstrafe stand. Dank Intervention des Herrschers Perikles, dessen Berater er war, wird er nur verbannt und kann zur Ostküste der Dardanellen fliehen.
415 v.u.Z. Diagoras von Melos, „der Atheist“ wird nach seiner kritischen Rede wider den Fruchtbarkeits-Kult (der olympischen Göttin Demeter) in Athen wegen "Gottlosigkeit" zum Tode verurteilt, kann aber fliehen.
411 v.u.Z. Der Agnostiker Protagoras („Was die Götter angeht, so ist es mir unmöglich, zu wissen, ob sie existieren oder nicht, noch, was ihre Gestalt sei.") wird wegen "Gottlosigkeit" aus Athen verbannt, worauf er auf der Überfahrt nach Sizilien ertrinkt.
399 v.u.Z. Sokrates, der philosophische Meister des Fragens (“Ich weiss, dass ich nichts weiss”), wird von den Athener Machthabern wegen Verführung der Jugend und Gottlosigkeit zum Tod durch den Giftbecher verurteilt. Seine Weigerung zu fliehen begründet er mit dem Respekt vor den Gesetzen.
323 v.u.Z. Aristoteles, der “Meister aller Wissenden” (Dante), wurde wie Sokrates der "Gottlosigkeit" beschuldigt und muss in hohem Alter nach Chalkis flüchten.
Damit war auch der Auftakt gegeben für die Zerstörung der grössten Sammlung wissenschaftlichen Wissens in Europa, da in der langen Periode christlicher Herrschaft seine Werke (im Gegensatz zu jenen Platons) nicht reproduziert wurden.
4. Jh. v.u.Z. Das Aktmodell-Stehen der wegen ihrer Schönheit bewunderten Phryne für eine Aphrodite-Statue (erste Grossplastik, die eine Frau nackt zeigt) wird in der Anklage als Frevel gegen die Götter bezeichnet.
Ende des 4. Jhds v.u.Z. wird der Atheist Theodoros von Kyrene (335 - ca. 260 v.u.Z.) in Athen beinahe wegen Gottlosigkeit (Asebie) angeklagt und möglicherweise später verbannt.
Ab 2.-3. Jhd. Die von Epikur(341- 270 v.u.Z.) begründete erste humanistisch-atheistische Bewegung der Epikureer, welche einen gütigen Gott leugnen, gegenüber Frauen und Sklaven offen sind und sich die Glückseligkeit in dieser Welt zum Ziel setzen, werden von den Nachfolgern Platons und dem aufkommenden Christentums stark angefeindet und von diesem später als “Antichristen” verteufelt.
4. Jhd. Papst Gregor brandmarkt öffentlich den Altgriechen Pyrrhon (ca. 365 – 270 v.u.Z.) wegen seines Skeptizismus, also der von Xenophanes stammenden Meinung, dass es - trotz ständigem Hinzulernen - niemals eine endgültige Wahrheit, keine letzte Gewissheit gäbe.
524. Der italienische Beamte Boetius (ca. 480 – 524), welcher lediglich die Schriften Aristoteles ins Lateinische übersetzte, wird hingerichtet.
1498. Der vorlutherischen Reformator Girolamo Savonarola wurde in Florenz vor einer riesigen Menschenmenge öffentlich erhängt und verbrannt. Er brandmarkte die Verkommenheit der herrschenden Schichten und forderte ein gottgefälliges Leben in Armut.
1689. Der von der Aufklärung inspirierte polnische Philosoph Kazimierz Liszinski, der in seinem Werk „Über die Nichtexistenz Gottes“ Gott als eine von Menschen erdachte Chimäre und Religion als einMittel zur Unterdrückung bezeichnete, wird für sein Werk aus politischen Gründen zum Tode verurteilt.
1713. A. Collins, Schüler des Begründers der englischen Aufklärung John Locke, getraute sich nur anonym, seine Schrift "Discourse of Free-Thinking" zu veröffentlichen.
1789. Amerikanische Bill of Rights
1789. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in der Französischen Revolution
1908. August Richter, Präsident des neuen „Deutschschweizer Freidenkerbundes“ wird anlässlich einer Ortsgruppen-Gründung in Luzern verhaftet und danach wegen Gotteslästerung zu 2 Monaten Gefängnis und 8 Jahren Kantonsverweisung verurteil.
1933. Die Nationalsozialisten zerschlagen unterschiedslos die deutschen und österreichischen Freidenker-Organisationen. Auch die Schweizer Zeitschrift „Freidenker“ wird in Deutschland verboten.
Viele deutsche und österreichische Freidenker publizierten ihre Artikel nun im Schweizer „Freidenker“.
1944. 01.17. Die Nazis richten Max Sievers, den damaligen Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbandes, hin.
1990. Als Gegenentwurf zur UN-Menschenrechts-Konvention verabschieden 45 (von 57) Aussenministern der Organisation islamischer Staaten die Kairoer Erklärung der 'Menschenrechte' im Islam. Diese streicht viele Grundrechte wie die "Gleichberechtigung der Frau" oder "die Freiheit, seine Überzeugung zu wechseln" und verlangt eine "Unterwerfung unter Gott" und das islamische Recht („Alle in dieser Erklärung festgelegten Rechte und Freiheiten sind der islamischen Schari'a nachgeordnet“). Statt der individuellen Menschenrechte, Pluralismus und Weltanschauungsfreiheit zu verteidigen, fordert sie vom Staat, den Islam ("die Religion der reinen Wesensart") vor der Apostasie zu schützen: "Es ist verboten, ... einen Menschen ... zum Atheismus zu bekehren."
2008. Der Dichter Islam Samhan wird in Jordanien wegen Abtrünnigkeit vom Glauben angeklagt und im Jahr 2009 zu einer Haftstrafe verurteilt.
2016. Der Journalist Nahed Attar wird in Jordanien wegen Blasphemie angezeigt. Er hatte eine Karikatur geteilt, in der Gott als Diener eines Anhängers des ‚Islamischen Staates‘ abgebildet war. Am 25. Sept. 2016 wird Nahed Attar in Amman erschossen.