HISTORY
Die Geschichte der Philosophie,
des Atheismus und Humanismus
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624-546 v.u.Z. Thales von Milet und sein Schüler Anaximandros, die Urheber der griechischen Philosophie und Schöpfer eines rationalen Weltbildes, lösen sich als erste Denker unseres Kulturkreises vom jahrtausendealten Mythenglauben, dass persönliche übernatürliche Wesen unsere Welt leiten und suchen für alle Naturphänomene nur natürliche Ursachen.
580-ca.490 v.u.Z. Xenofanes (Kleinasien/Süd-Italien) erklärte als erster die Götterwelt von Homer und Hesiod als etwas vom Menschen Geschaffenes, nach ihrem Ebenbild und als Allegorie von Eigenschaften der Dinge, von Zuständen und Fähigkeiten: "Hätten die Rosse Hände, würde das Pferd wie ein Ross seine Götter gestalten". Mit dieser fundamentalen Erkenntnis erlangte Xenofanes den Ruf des ,Sturmvogels der Griechischen Aufklärung'.
ca. 520–ca.460 v.u.Z. Heraklit aus Ephesus, der Vater der Dialektik, entwickelt das Prinzip von Gegensatz und Einheit weiter. Widersprüchlichkeit sieht er nicht nur in den “Elementen” sondern als Grundprinzip allen Seiendem, als Ursache der Veränderung aber auch der gegenstrebigen Vereinigung: "Wir steigen in dieselben Fluten und tun es doch wieder nicht; denn wir sind und sind nicht".
499-428 v.u.Z. Mit Anaxagoras aus Kleinasien gelangte die ionische Aufklärung nach Athen. Er wurde philosophischer Lehrer und Berater von Perikles. Er erklärte die Sonne als rotglühenden Stein, der grösser als der Peloponnes sei.
Ca. 475-410 v.u.Z. Diagoras von Melos, „der Atheist“ stellte sich in Athen mit seiner kritischen Rede wider den Fruchtbarkeits-Kult der olympischen Göttin Demeter.
469-399 v.u.Z. Sokrates, der philosophische Meister des Fragens (“Ich Weiss, dass ich nichts weiss”), wird wegen "Verführung der Jugend und Gottlosigkeit" das erste Opfer der ersten Philosophen.
384 – 322 v.u.Z. Aristoteles, der “Meister aller Wissenden” (Dante), verwarf Platons ideelistische Vorstellung von 2 Welten (Dies- und Jenseits) und postulierte “nur eine Welt”, baute auf Beobachtung und Erfahrung, Er suchte vor allem nach der Funktion der Dinge und dem rechten Mass.
Nicht verwunderlich ist, dass in der langen Periode christlicher Herrschaft seine Werke (im Gegensatz zu jenen Platons) nicht reproduziert wurden und damit die grösste Sammlung wissenschaftlichen Wissens nicht erhalten blieb. Auch der italienische Beamte Boetius (ca. 480 – 524), welcher einzig die logischen Schriften Aristoteles ins Lateinische übersetzte, wurde schlussendlich hingerichtet. Wir verdanken es der arabischen Welt, dass Aristoteles’ Werk erhalten blieb und im 13. Jhd. seinen Weg nach Europa zurückfand.
341- 270 v.u.Z. Epikur, der erste liberale und wissenschaftsorientierte Humanist, begründete die humanistisch-atheistische Bewegung der Epikureer, welche einen gütigen Gott leugnete*, gegenüber Frauen und Sklaven offen war und einen Anhänger im römischen Dichter Lukrez (ca. 95 – 52 v.u.Z.) fand. Ziel des Menschen sollte die Glückseligkeit in dieser Welt sein: “Geniesse das Leben, solange es dir gegeben ist”.
* “Will Gott Übel verhüten und kann nicht: Dann ist er nicht allmächtig.
Kann er und will nicht: Dann ist er bösartig.
Will und kann er: Woher kommt dann das Übel?”
(David Hume über Epikur)
1588 – 1679 Thomas Hobbes, der erste neuzeitliche Materialist, der sich mit Descartes und Galilei austauschte, sah in der Welt eine riesige Maschine, die keines Gottes bedarf. So wird keine Macht der Welt durch irgendeinen Gott verliehen.
1634 -1689 Der von der Aufklärung inspirierte polnische Philosoph Kazimierz Łyszczyński postuliert 1674 in seinem Werk „Über die Nichtexistenz Gottes“, Gott sei lediglich eine von Menschen erdachte Chimäre und Religion sei nur ein Mittel zur Unterdrückung der Bevölkerung.
1697/1713 Der englische Philosoph und Naturwissenschaftler W. Molyneux formulierte das Wort „Freethinker“in seinem Brief an den Begründer der englischen Aufklärung John Locke, dessen Schüler, A. Collins, es 1713 durch seine anonyme Veröffentlichung Discourse of Free-Thinkingin Umlauf brachte. 1715 verwendete der deutsche Vordenker der Aufklärung und Universalgeist Gottfried W. Leibniz zum ersten mal im deutschen Sprachgebiet den Begriff „Freidenker“, der sich dann mit dem schon bekannten Begriff „Freigeist“ verband.
1789 Amerikanische Bill of Rights
1789 Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in der Französischen Revolution
1804-1872 Ludwig Feuerbach kritisierte in seinem einflussreichen Werk „Das Wesen des Christentums“ nicht nur das Christentum grundlegend, sondern darüber hinaus die Religion generell als Ergebnis psychologischer Projektionen: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“.
1818-1883 Karl Marx entwickelt Feuerbachs Philosophie weiter und erkennt die Religion als Resultat konkreter unerfüllter gesellschaftlicher (nicht nur individueller) Bedürfnisse der Menschen, welche sich zu einer eigenen Macht verselbständigt haben (Entfremdung). Aber alleinige Erkenntnis reicht nicht: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt drauf an, sie zu verändern.“
1869-1879 Friedrich Nietzsche knüpfte an den Vorsokratikern an und befreite sich von den Traditionen der Religion, der Metaphysik und den Moralsystemen. Dem staatenlosen brillianten atheistischen Philosophen wurde 1871 der freigewordene Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Basel verwehrt (er dozierte lediglich klassische Philologie). Immerhin erhielt er nach seinem Weggang eine gute Pension, formulierte 1882 die ergreifende Aussage «Gott ist tot.» und beendete 1885 sein Hauptwerk „Also sprach Zarathustra“. Wir verdanken seinem atheistisch-theologischen Freunde Franz Overbeck das Basler Nietzsche-Archiv, welches viel dazu beitrug, Nietzsche’s Schriften vor der Einvernahme durch die nationalistisch-völkische Politik zu bewahren.
1908. Juni 4. August Richter, der Präsident des Deutschschweizer Freidenkerbundes hält in Luzern einen Vortrag zu „Monismus und Christentum“. Von 1909-1945 war der Monistenbund die wichtigste freidenkerische Organisation in Basel. Es bestehen enge Beziehungen zum Arzt, Psychiater, Sozialethiker und Forscher August Forel.
1948. Dez.10. "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" der UN-Generalversammlung, nach welcher alle Menschen der Welt "Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied" haben. Die formulierten Grundrechte verteidigen das Recht "auf Leben und Freiheit", "Soziale Sicherheit", Rechtsstaatlichkeit, "Meinungsfreiheit", "die Freiheit, seine Überzeugung zu wechseln" und "seine Weltanschauung zu bekennen".
1883-1969 Der Heidelberger Lebens- und Existenz-Philosoph Karl Jaspers lebt und doziert (1948 bis 1961) in Basel. Er grenzt sich von Offenbarungsreligion ab, denn ein Erdenken, wie Gott sei, ist für ihn unmöglich.
1974 „Humanistische Manifest“ der Freidenker-Vereinigung der Schweiz, in welchem die Freidenkenden "zu einem verstärkten gesellschaftlichen Einsatz aufrufen", da "die sich heute in der Gesellschaft vollziehenden Veränderungen stärker auf die geistige Befreiung der Menschen hin auswirken als alleinige Aufklärung in Religionsfragen"
1974 „Rotterdamer Erklärung“ der Weltunion der Freidenker, in welchem "ein systemkritisches Denken" postuliert wird, da "in der Geschichte der Menschheit nichts ein Geschenk des Himmels war".